Erzählen Sie uns Ihre Geschichte: Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Die Art, wie ich die Welt sehe und dann auch fotografiert habe, hängt stark mit einer Faszination für das Malen zusammen. Schon immer habe ich gern gezeichnet und gemalt, wusste aber, dass ich für ein Studium an der Universität nicht gut genug sein würde. Zwar verfolgte ich meine Karriere als Malerin nicht weiter, verspürte aber dennoch den Drang, meine künstlerische Passion in irgendeiner Form auszudrücken.

Man könnte sagen, dass ich ein Kind der digitalen Fotografie bin. Ich habe immer schon gern fotografiert, allerdings erst vor 12 Jahren gelernt, bewusster Aufnahmen zu machen. Anfänglich war die Fotografie ein Mittel für mich, um vor der Realität zu fliehen und meine Energie wiederzugewinnen. Nach und nach wurde sie dann zum Beruf.

Sie sind Frau, Künstlerin, Mutter und Ehefrau. Wie lassen sich diese Rollen miteinander vereinbaren? Wir alle wissen, dass Frauen heute vielseitig sein und verschiedene Aufgaben auf einmal erledigen müssen. Aber ein Bürojob unterscheidet sich stark von künstlerischen Tätigkeiten, welche mehr von Emotionen bestimmt sind. Haben Sie eine feste Arbeitsroutine?

Als Künstlerin eine Arbeitsroutine haben? Das kann ich mir nicht vorstellen! Aber ganz im Ernst, ich denke, ich hatte Glück. Mein Mann hat mich immer unterstützt und alle Unannehmlichkeiten akzeptiert, die dazu gehören, wenn man mit einer Künstlerin verheiratet ist. Meine Tochter wird langsam zu einer starken und unabhängigen Frau und ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass ich ihr gezeigt habe, wie man Familienleben und eigene Leidenschaft in Einklang miteinander bringen kann. Was meine zwei Söhne angeht: Denen tut es ganz gut, im Haushalt zu helfen, wenn ich unterwegs oder gerade am Arbeiten bin. Sicherlich werden ihre zukünftigen Ehepartner darüber einmal froh sein!

Meine Familie weiß, dass ich bei der Arbeit von den Jahreszeiten und dem Wetter abhängig bin. Möchte ich eine bestimmte Pflanze genau dann fotografieren, wenn sie blüht, oder ein Wetterereignis wie die Bildung des ersten Frosts aufnehmen, muss ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Pflanzen oder Insekten warten nicht auf mich und der Frost schmilzt, sobald die ersten Sonnenstrahlen da sind. Nur einen Tag später können zunächst bunte Blütenblätter braun und unansehnlich sein. Bin ich nicht schnell genug, muss ich ein ganzes Jahr lang auf meine nächste Gelegenheit warten.

Und die erwähnten Emotionen: Ja, die gibt es. Dieser Job ist eine emotionale Achterbahn. Zwar sind wir als Künstler oft übersensibel, doch dient uns das als Antrieb.

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Was hat Sie dazu bewegt, sich für die Naturfotografie zu entscheiden?

Eigentlich versuche ich, Kategorien wie „Naturfotografie“ oder „Makrofotografie“ zu vermeiden. Mit Ausnahme meiner allerersten Fotografien entzieht sich meine Arbeit einer Definition. Ich konnte lange nicht beschreiben, was ich tue, bis ich auf den Auszug aus einem Interview mit Wojciech Weiss, einem polnischen Maler der Bewegung „Junges Polen“, aus dem Jahr 1934 stieß. Er hat meine Gefühle mit Worten ausgedrückt:

„Ich bin kein Naturalist, der eine Chronik des Lebens verfasst; ich bin kein Realist, der die Natur genau beschreibt; beim Malen geht es für mich um meine visuelle Erfahrung – und um mein Gefühl für Farbe. Ich möchte, dass meine Bilder jene Emotionen ausdrücken, die ich empfunden habe, als ich mit der Natur und ihren unglaublichsten Phänomenen in Kontakt war. Mir geht es darum, eine Harmonie von Farben, eine Symphonie von Farbtönen zu erzeugen, die das Recht hat, in und für sich selbst zu existieren.“

Als Mutter von drei Kindern musste ich einige Jahre mehr zu Hause verbringen. Längeres Wegfahren, zum Beispiel für Außenaufnahmen in fernen Ländern, war nicht möglich. Aber ich hatte meinen eigenen Garten, umgeben von einem Zaun, dahinter Wiesen – perfekte Bedingungen also, um mit meiner Kamera in die Welt der Flora und Fauna einzutauchen.

Was mich daran besonders begeistert, ist, dass die Welt der Pflanzen und Gärten eine endlose Quelle der Inspiration darstellt. Das ist mir sehr wichtig, denn ich arbeite gern mit neuen Werkzeugen, Ideen und ungewöhnlichen Aufnahmen. Stets überlege ich mir neue Projekte zum Fotografieren von Blumen und Insekten. Mein Ziel ist es, das Stereotyp der Blumenfotografie, die etwas ist, aus dem man herauswächst, in Frage zu stellen.

Was macht Ihre Aufnahmen so besonders?

Nach meiner anfänglichen Begeisterung für extreme Vergrößerung, Detailwiedergabe und Schärfe nahm ich Dinge anders wahr und auf. Statt traditioneller Makroaufnahmen entstanden zunehmend bildähnliche, impressionistische Fotografien, bei denen das Spiel von Farbe und Licht eine größere Rolle spielt als eine genaue Darstellung der Welt um mich herum.

Als ich Objektive mit dem M42-Anschluss entdeckte, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war. Die ersten Kommentare zur bildähnlichen Qualität meiner Fotos stützten mich in meiner Überzeugung. Alte Objektive haben eine Plastizität, von der moderne Objektive nur träumen können. Sie sind vielleicht nicht perfekt, was Optik angeht, und haben andere Schwachstellen, aber das macht sie einzigartig – und diese Einzigartigkeit ist mir besonders wichtig.

Heute ist es nicht mehr schwer, Aufnahmen zu machen, die technisch einwandfrei sind. Die wirkliche Herausforderung besteht darin, Fotos zu schießen, die sich von allen anderen unterscheiden. Wenn man es richtig macht, erzeugt das Bokeh alter, manueller Objektive eine Struktur, die den Pinselstrichen eines Malers auf einer Leinwand ähnlich ist. Ich habe mich in den „knittrigen“ Hintergrund verliebt, in die fehlende digitale Sauberkeit und perfekte Schärfe, die wir bei modernen Objektiven sehen. Heute ist das ein integraler Bestandteil meines Stils.

Poppy On the Wind
Poppy On the Wind

Ihre Arbeit ist voll lebendiger Farben und oft verwenden Sie Malwerkzeuge. Brauchen Sie viel Zeit für die Nachbearbeitung?

Farbe ist in meinen Fotos extrem wichtig. Dadurch unterscheide ich mich von anderen. Mir gefällt es, wenn ein Foto bunt ist; es verändert sich lediglich die Intensität der Farbtöne. Bei meinen ersten Abenteuern mit der Kamera verwendete ich stark gesättigte Farben. Dann waren es eher Pastellfarben; meine Fotos aus dieser Zeit waren sehr hell und hatten einen weißen oder blassen Hintergrund. Später bin ich zu den Farben zurückgekehrt, diesmal waren sie aber dunkler, schwerer. Das spiegelt auch meine Gefühle und meine weibliche Natur wieder.

Ich wollte die Welt noch nie so zeigen, wie sie ist. Es gibt viele Fotografen, die das besser können als ich. Mir geht es darum, meine Vision der Welt zu präsentieren: ein märchenhaftes Paradies. Ich würde mir wünschen, dass meine Aufnahmen Menschen dabei helfen, mit ihrem inneren Kind in Kontakt zu treten – und wenn es nur für einen Moment ist. Betrachtet man die Welt mit den Augen eines Kinds, ist sie immer aufregender, bunter und voller Überraschungen.

Mein Ziel ist es, so viele Effekte wie möglich bei der Aufnahme selbst zu produzieren, sodass ich weniger nachbearbeite, als Sie vielleicht denken. Im Prinzip ändere ich nur noch die Farben und spiele ein wenig mit den Schiebern.

Sie nutzen nun schon seit einiger Zeit einen Monitor von EIZO. Hat sich das auf Ihre Arbeitsweise ausgewirkt?

Wie ich bereits sagte: Farbe ist sehr wichtig für mich. Ich muss mich also zu 100 % darauf verlassen können, dass das, was ich auf dem Bildschirm sehe, exakt ist.

Interessanterweise war der erste Monitor, den ich je für meine Arbeit verwendet habe, ein 19″ EIZO FlexScan S1931. Er war ein Büromonitor, darum gab es auch keine Funktionen wie Kalibrierung. Aber damit hätte ich mich damals sowieso nicht ausgekannt. Der FlexScan S1931 hatte eine derart gute Farbwiedergabe, dass ich beim späteren Kauf eines hochwertigen Grafikmonitors sofort wusste, welche Marke ich wählen würde. Ich blieb bei EIZO - und wurde nicht enttäuscht.