Circle of Life

aus der Serie I Found the Silence

Das Foto Circle of Life ist Teil des mehrjährigen Zyklus I Found The Silence. Die bis heute absichtlich unvollendete Fotoserie entstand im Jahre 2009, also vor fast 10 Jahren. Ich komme jedes Jahr zurück und füge neue Bilder hinzu. Die Fotoserie ist wie ein persönliches Tagebuch, jedes Bild stellt eine Seite dar, die einen Abschnitt meines Lebens beschreibt. Mit der Zeit stellte ich fest, dass die Sammlung vielmehr eine Art intime Beichte ist, die mein persönliches Leben widerspiegelt.

Das Thema scheint aufgrund verschiedener Bildszenerien vielfältig zu sein. Doch der Eindruck täuscht. Die Bilder verbindet ein gemeinsames Thema, das meiner Meinung nach für jeden erfassbar ist. Es handelt sich um den inneren Dialog, den die Bilder auf symbolische Weise reflektieren. Menschen sind im ständigen Kontakt mit der Umgebung und führen unendliche Dialoge mit anderen Menschen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich eher den inneren Dialog bevorzuge, der für mich wichtiger ist. Wir befassen uns mit vielen Fragen und Themen, auf die wir Antworten suchen und die wir begreifen möchten. Auf diese Weise möchten wir den Weg zu uns selbst und somit ein beruhigendes Gleichgewicht finden. Diesen unendlichen Prozess möchte ich mit symbolischen Bildszenerien auffangen, vor allem mit lebenden Wesen wie Menschen oder Tieren. Die Umgebung soll lediglich die Stimmung und die Emotionen hervorheben.

Bei Circle of Life verrät bereits der Name das Hauptthema des Bildes. Ich entdeckte das Fotografieren in einer schweren Lebensphase nach dem Verlust einer nahestehenden Person, weshalb mit der Zyklus von Leben und Tod so nahesteht. Aber ich zerbrach mit der Kopf darüber, wie ich diesen Lebenszyklus auf eine poetisch-künstlerische Weise darstellen könnte – und fand eine enge Parallele zum Piloten, der einen Lebenswunsch, eine Botschaft und den Traum vom Fliegen symbolisiert. Die aus dem Pilotenkörper wachsenden Pflanzen stellen den bereits erwähnten Zyklus dar, in dem die Natur in ihrer reinsten Form alles Leblose zu sich nimmt und in einer anderen Form, als neue und wachsende Pflanzen, die das neue Leben darstellen, zurückgibt.

Circle of Life
Circle of Life

Idee und Requisiten

Die Idee für Circle of Life ging mir schon seit einigen Monaten durch den Kopf. Mir war klar, dass ich für die Bildszenerie geschickte Hände brauchen würde. Menschen, die mit Pflanzen und Blumen umgehen können. Schon seit einiger Zeit verfolgte ich via soziale Netzwerke ein gewisses Blumengarten-Geschäft-Projekt („Květinové Lahůdkářství“) von Lukáš und Albert. Wir trafen uns in einem Prager Bistro auf dem Prager Platz Jiřího z Poděbrad, wo ich ihnen meine Idee vorstellte. Beide waren begeistert. Ich wusste sofort, dass vor mir ein neues Bild und eine Zusammenarbeit mit tollen Menschen liegt. Ich irrte mich nicht.

Zuallererst mussten wir einen Pilotenhelm besorgen, was damals unvorstellbar schien. Nach einigen Wochen ist es mir dann gelungen, den Pilotenhelm dank persönlicher Sammlungen und einiger Tipps zu besorgen. Eine wahrhaftig kostspielige Angelegenheit. Schon damals wunderte ich mich über die hohen Ausgaben. Aber wer bereits von der Muse geküsst wurde, für den ist Geld nur ein Mittel zum Zweck. Damals konnte ich nicht im Geringsten ahnen, dass ich den Helm noch einmal für das preisgekrönte Foto „Dreamers and Warriors“ benutzen würde. Demnach also es eine gute Investition. Dazu besorgte ich noch eine passende grüne Pilotenuniform, die mein jederzeit hilfsbereiter und unterstützender Partner Tomáš Kaliarik trug. An dieser Stelle möchte ich mich bei Tomáš für dieses Foto und vor allem für die vergangenen drei Jahre bedanken, denn ohne sein Zutun wären viele Bilder nicht zustande gekommen.

Idea and Props

Vorbereitung und Technik

Die Fotosession fand direkt im Blumengarten-Geschäft statt, das etwa eine Stunde von Prag entfernt ist. Sobald wird uns über die Bildszenerie einig waren, begann Lukáš frische grüne Blumen zu pflücken und zu arrangieren. Binnen kurzer Zeit kreierte er aus den wilden Wiesenblumen ein neues strömendes Leben. Dieser Prozess war für mich sehr symbolisch und einfach atemberaubend. In der Zwischenzeit bereitete ich die graue Papierkulisse von der Firma Fomei vor, die ich auf Stativen im Exterieur des Grundstücks aufstellte, und somit das durch graue Wolken hindurchdringende herrliche diffuse Julilicht nutzte. Da die Atmosphäre des Lichtes herrlich weich gewesen ist, musste ich kein künstliches Licht benutzen. Ich entschied mit für einen grauen Hintergrund, um diesen später mit Keying-Effekten bearbeiten zu können. Das ganze Bild sollte in den Nachthimmel versenken, was die Idee und den Sinn des Piloten akzentuieren würde. Die Fotosession dauerte nur kurze Zeit und zum Schluss regnete es, was mittlerweile bei meiner Arbeit fast zur Gewohnheit geworden ist. Es war ein sommerlicher Regen, der Tropfen auf dem Helmvisier hinterließ und die Stimmung somit hervorragend betonte.

Ich benutzte meine damals neue Kamera Canon EOS 5DS R und mein Lieblingsglas Canon EF 24-70 mm f/2,8 L USM II. Weiter benutzte ich das äußerst stabile Stativ von Gitzo. Für die genannte Spiegelreflexkamera mit hoher Auflösung entschied ich mich wegen dem anschließenden Großflächendruck, zu dem ich später noch einmal zurückkomme. Ausführliche Einstellungsparameter der Kamera: ISO 320, f/7,1, 1/80 sec mit einer Brennweite von 42 mm.

Vorbereitung und Technik

Postproduktion und Druck

Das Foto wurde an einem einzigen Tag aufgenommen. Die Vorbereitungsarbeiten hingegen beanspruchten etwas mehr Zeit, da wochenlang nach geeigneten Artefakten (Helm und Pilotenanzug) gesucht wurde. Besonders zeitaufwendig war jedoch die Postproduktion - vor allem beim Maskieren des ganzen Piloten und der Blume, die aus seiner Brust wächst. In den darauffolgenden Tagen mussten einzelne Blätter, Halme, Blüten und Stiele abgedeckt werden, um möglichst alle Fehler beim Großflächendruck des meterlangen Bildes zu eliminieren. Besonders hilfreich zeigte sich der Bildschirm EIZO CG318-4K. Die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft EIZO begann vor einem Jahr. Derartige Beziehungen bereiten mir stets große Freude. Umso mehr, da ich selbst vor einigen Jahren zwei vorherige Modelle von EIZO benutzte. Die Zusammenarbeit war somit ein durchaus natürlicher und sinnvoller nächster Schritt. Ebenso hilfreich war die reale Ansicht des Fotos beim Export aus Lightroom CC, sowie die anschließende Postproduktion im Photoshop CC. Sich auf die eigenen Augen verlassen zu können - einfach unbezahlbar. Dank des Bildschirms von EIZO war die Feinabstimmung des Druckvorganges eine angenehme Vollendung des ganzen künstlerischen und kreativen Prozesses. Am Ende der Postproduktion hatte das Foto mehr als 120 Schichten.

Postproduktion am CG318-4K
Postproduktion am CG318-4K

Mit der Druckarbeit wurde mein persönlicher Drucker und Rahmenerzeuger Janusz Szyndler beauftragt, der nach einer 10-jährigen Zusammenarbeit mein vollstes Vertrauen hat. Gedruckt wurde auf 100% Baumwollpapier Museo Silver Rag 300gsmaus in Museumsqualität mit archivbeständiger Pigmenttinte. Diese Kombination garantiert eine lange Farbechtheit von über 200 Jahren. Ich werde oft gefragt, wie es limitierten Editionen in der Welt der Fotografie ergeht. Ich selbst entschied mich für limitierte Editionen, anstatt für offene Serien. Das bedeutet, dass jedes Foto in einer limitierten Anzahl in der jeweiligen Größe hergestellt wird. Bei Circle of Life wurde die Fotoreihe auf insgesamt 60 Fotos für alle Größen beschränkt. Die kleinsten Formate (50x84 cm) sind ab 700 USD (16 000 CZK) und größere Formate (220x130 cm) ab 13 000 USD (297 000 CZK) erhältlich.

Circle of Life im Druck
Circle of Life im Druck

Von dem größten Bildformat (254x150 cm) gibt es jeweils ein Druckexemplar. Es handelt sich um wertvolle Sammelgegenstände, deren Preis von 54 000 USD (1,2 Mio. CZK) bereits erahnen lässt, wie einmalig sie sind. Dieses Foto befindet sich in einer Loftwohnung in New York.

Circle of Life wurde zum allerersten Mal im Jahre 2017 im Rahmen der Art Basel Woche in Miami (Miami Beach) von der Inhaberin der Galerie THINK+feel Contemporary Gallery vorgestellt. Danach wurde das Foto im Rahmen des New Yorker Festivals SCOPE im schweizerischen Basel ausgestellt. Das Foto gewann etwaige internationale Preise - International Photography Awards 2017, ND Awards 2017 und International Photographer of The Year 2017, wofür ich selbstverständlich sehr dankbar bin.

Das fertige Bild
Das fertige Bild

Schlussbemerkungen

Einige Menschen bezweifeln, ob das überhaupt noch Fotos sind. Wo liegt die Grenze? Diese Aufklärungsversuche habe ich schon lange aufgegeben, obgleich mit einem Lächeln im Gesicht. Die Fotografie ist ein Medium und somit in viele Segmente gegliedert, in denen auch die Kunstfotografie vertreten ist - bei Circle of Life wurde überdies eine Collagetechnik benutzt. Wichtig für mich ist das finale Bild - das zuvor sind lediglich Begleiter auf dem Weg zum Ziel. Ich wollte nie die reale Welt erfassen oder dokumentieren und flüchtete stets in meine innere Welt, in meine tägliche Realität. Vielleicht oder gerade deswegen möchte ich all denjenigen, die irgendwelche Stempel, Kategorien und Definitionen in der Welt der Kunst brauchen, folgendes mitteilen: Investieren Sie die Zeit lieber in das eigene Können, anstatt diese mit unnötigen und oft falschen Ratschlägen zu vergeuden. Leider ein Phänomen in der heutigen Welt, das dank sozialen Netzwerken und dem Internet im Allgemeinen kaum vermeidbar ist. Umso mehr sollten wir gut gemeinte Ratschläge schätzen, diese zum Nachdenken nutzen und nörgelnde Schlauberger hinter sich lassen. Seien Sie sich selbst, geliebt nur von ausgewählten und missverstanden von allen anderen. Das ist mein Schlüssel zum Erfolg und zur inneren Zufriedenheit.

Über Martin Stranka

Martin Stranka wurde am Freitag den 13. April 1984 in Most geboren. Das Fotografieren suchte er vor 12 Jahren als eine Art Therapie auf, nach dem plötzlichen Tod einer nahestehenden Person. Er absolvierte kein Kunststudium und ist somit ein Autodidakt. Seine individuelle Betrachtungsweise von Bildern liegt zwischen Träumen und Wachen. Martin kreiert Bilder, die wie statische Aufnahmen aus Filmen sind, die an der Schwelle zwischen Fantasie und Wirklichkeit balancieren. In seinen Fotos findet er Gleichgewicht und Ruhe.

Für sein fotografisches Können erhielt er in den vergangenen 12 Jahren mehr als 90 internationale Auszeichnungen. Zu den TOP-Auszeichnungen gehören der kürzlich gewonnene internationale Preis Sony World Photography Awards, Professional Photographer of the Year und Emerging Talent Award beim Wettbewerb Nikon International Photo Contest. Er gewann den internationalen Wettbewerb Prix de la Photographie Paris und elf Mal hintereinander den Wettbewerb International Photo Awards Titel.

Seine Werke wurden in Los Angeles, London, Paris, Prag und Shanghai, in renommierten Galerien wie Getty Images Gallery und Saatchi Gallery und neben Künstlern wie Andy Warhol, Annie Leibovitz, Banksy und Damien Hirst ausgestellt. Vor einiger Zeit wurde er erfolgreich auf der Scope-Messe während der Art Basel Woche vorgestellt, die zum größten und bedeutendsten künstlerischen Event überhaupt gehört und alljährlich in New York, Miami und Basel stattfindet.

Martins Arbeiten waren bei zahlreichen Ausstellungen zu sehen, darunter schuf er einige Titelseiten für die größten Verlagshäuser in New York - Harper Collins Publishers und Sterling Publishing. Er arbeitet aber auch mit zahlreichen anderen Musik- und Buchverlagen sowie mit Künstlern außerhalb der Musikbranche zusammen. Er selbst veröffentlichte zwei Monografien: „I AM“ und „10 Years“.